hybrid_archive I – LXXX
hybrid_intermediate_stage I

 

Hinter Glasplatten an der Wand aufgereiht präsentiert Birgit Knoechl ihre monochromen Zeichnungen vegetativer Formen in deutlicher Referenz zu archivarischen Prinzipien, die die Kontextualisierung der Arbeiten zueinander permanent forcieren. Neben- und untereinander positioniert artikulieren die Bilder das fließend ineinander übergehende formale Bewegungsfeld der Künstlerin: von der real existierenden Flora ausgehend bis hin zu völlig abstrakter Formensprache. Das Bindeglied bildet dabei der Gestus der Tuschezeichnungen, dem aber vor allem durch die materielle Erscheinung als ‘cut out’ eine eigentümliche Präsenz verliehen wird. Die Motive sind nicht einfach in das Papier eingeschrieben, sondern materiell aus dem Umfeld extrahiert und zu fragilen Zeichengerüsten transformiert worden. Strukturell hat das Material somit beide Rollen übernommen, die des Bildträgers und die des Bildzeichens.
Mit dem Ausschneiden wird der reale Raum an die Bildgegenstände heran geholt, dessen illusionistische Konstruktion in der Zeichnung selbst, durch die realitiv einheitliche Intensität der Linie, marginalisiert ist. Der Scherenschnitt erlaubt es der Zeichnung, die immer Ausgangspunkt von Birgit Knoechls Arbeiten ist, mit dem Raum und den BetrachterInnen in Kontakt zu treten. Während dieser Kontakt bei den Wandarbeiten eher subtil zustande kommt, wird den großen, nach gleichem Prinzip agierenden Raumarbeiten die Möglichkeit der buchstäblichen Entfaltung geboten. Die Ausstellung zeigt mit einer dieser Arbeiten exemplarisch die Vielfalt an oftmals zahlreich ineinander greifenden papierenen Liniengerüsten. Diese scheinen den Raum nicht nur zu be-zeichnen, sondern beginnen darüber hinaus – im Gegensatz zu den ‚konservierten’ Arbeiten hinter Glas – aufgrund klimatischer Veränderungen, ihren realen Pendants nicht unähnlich, ‘natürliche’ Tendenzen zu entwickeln und sich kontinuierlich neu zu ordnen. Es ist dieses Zusammenspiel von und der Umgang mit Motiv, Material und Medium, wodurch diese Übersetzungsstrategien der Linie in den Raum eine formal wie inhaltlich vielseitige Auseinandersetzung bieten.

Text by Juliane Feldhoffer

Text erschienen zur gleichnamigen Ausstellung
Startgalerie im Museum auf Abruf (MUSA)
Wien/2008